Schlaganfall-Akut Versorgung im Stroke Center der Klinik Landstraße
Time is brain – wenn jede Minute zählt
Es trifft Erich Hillebrand wie aus heiterem Himmel. Urplötzlich wird dem 64-jährigen Niederösterreicher schwindlig. Zeitgleich setzt seine Erinnerung aus. Mit Verdacht auf Schlaganfall wird der Pensionist in die Klinik Landstraße geflogen. Hier befindet sich eines von 3 Schlaganfall-Spezialzentren in Wien. „Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute“, erklärt Dr. Peter Sommer von der Neurologischen Abteilung der Klinik Landstraße. „Je schneller wir mit einer Therapie beginnen, desto mehr Gehirnzellen schützen wir vor dem Absterben.“
Zeit ist Gehirn – time is brain
Der Zustand von Erich Hillebrand ist sehr ernst. Seine rechte Körperhälfte ist gelähmt, auch sprechen kann er nicht. Schnelles Handeln ist jetzt wichtig. „Nach der Akutdiagnostik geben wir ein Medikament intravenös, um das verschlossene Gehirngefäß zu eröffnen“, schildert Sommer. Die Bildgebung des Gehirns zeigt, dass ein Großteil der linken Gehirnhälfte nicht mehr durchblutet wird. „Ursächlich dafür“, erklärt Dr. Joachim Vavrik vom Zentralen Röntgeninstitut der Klinik Landstraße, „sind zwei Gefäß-Verschlüsse.“
Umfassende Versorgung im Neuro-Interventionszentrum
In der Klinik Landstraße befindet sich neben der Stroke Unit – der Spezial-Station für Schlaganfall-Patient*innen – auch ein Zentrum für zerebrale Thrombektomie. Hier eröffnen die interventionellen Radiolog*innen minimalinvasiv – also ohne eine große Operation – akute Gefäß-Verschlüsse des Gehirns. Rund 650 Schlaganfall-Patient*innen wurden 2022 in der Klinik Landstraße versorgt. Davon rund 100 mittels einer Thrombektomie. Mithilfe der Angiographie des Gehirns, einem bildgebenden Verfahren, können die Ärzt*innen exakt die Lage der Gefäßverschlüsse bestimmen. Dazu führt ein*e interventionelle Radiolog*in unter Narkose einen dünnen Plastikschlauch, einen Katheter, über die Leiste ein. „Nach Gabe des Röntgen-Kontrastmittels“, erklärt Vavrik, „erkennen wir genau, wo der Verschluss liegt und versuchen diesen zu eröffnen“. Bei Erich Hillebrand sind die große Halsschlagader und ein sehr großes Gehirn-Gefäß betroffen. Um die Halsschlagader zu eröffnen, führt das Team eine zerebrale Thrombektomie durch. Dazu geht Vavrik vorsichtig mit einem Draht durch die Verschlüsse. Dann dehnt er mit einem Ballonkatheter – ähnlich einem Luftballon, der unter Druck aufgeblasen wird – das Gefäß. Anschließend wird an dieser Stelle der Halsschlagader ein Stent implantiert. „Dieses Metallgeflecht sorgt dafür, dass sich das zuführende Gefäß nicht wieder verschließt“, erklärt Vavrik. Danach wird das Gehirn-Gefäß im Kopf mit einem Draht passiert. „Das Blutgerinnsel ziehen wir dann vorsichtig mit einem Retriever-Stent – ähnlich einem Korkenzieher – heraus“, so der Arzt weiter“. Der Erfolg ist sofort sichtbar: Die linke Hirnhälfte wird wieder vollständig durchblutet.
Überwachung auf der Stroke Unit
Nach der zerebralen Thrombektomie wird Erich Hillebrand auf die Stroke Unit verlegt. Auf der Spezial-Station versorgen fächerübergreifend Pflegekräfte, Ärzt*innen und Therapeut*innen Schlaganfall-Patient*innen. „Wir überwachen konsequent die neurologischen Funktionen und Vital-Parameter“, erläutert Sommer „so können wir Komplikationen und Folgeschäden frühzeitig erkennen und behandeln“. Bereits am Folgetag geht es Erich Hillebrand besser: „Ich konnte mich unterhalten, auch wenn das Sprechen noch schwerfiel“. Um seine rechte Körperhälfte zu stärken, bekommt er Physio- und Ergotherapie. Dabei unterstützt ihn auch seine Frau. Heute – rund drei Monate nach seinem Schlaganfall – sagt er: „Probleme habe ich keine mehr und kann sogar wieder garteln. Dafür bin ich den Ärzt*innen, Pflegekräften und Therapeut*innen der Klinik Landstraße sehr dankbar“.